Schreib-Zeug

Perfektion ist Illusion  (2016)

Der Traum wird erhalten, da er einen kontrollierbaren Weg erhoffen lässt.
So entspringt er schließlich der eigenen Fantasie, welche einem vom Verstand dominierten Menschen die einzige Möglichkeit bietet sich der Realität zu entziehen.
Was wäre nun aber, wenn die zu teilende Wirklichkeit gar nicht so weit entfernt wäre vom kontrollierten Traumzustand?
Was wäre, wenn der zu gehende Weg der sein könnte seine Träume zu leben?
Was wäre, wenn man zur Einsicht gelänge, dass die erlebte Einsamkeit freiwillig gewählt ist und der Fortschritt nur durch die Überwindung der eigenen Ängste erreicht werden kann?
Was gäbe es zu verlieren außer der Kontrolle, die auch nur eine Illusion ist?
Und wieder einmal stellt sich die Frage:

Läufst du um des Laufens wegen?

 

Gute Nacht, Europa (2015)

Die Marionette tanzt!
Mal wieder zur rechten Zeit, am rechten Ort, perfekt im Takt.
Sie hat den Text gut gelernt. Diesmal ist sie wirklich in Höchstform.
Die Inszenierung ist gut gelungen.
Die Menge tobt.
Das angestrebte Ziel der Regisseure scheint zum Greifen nah.
Nur vereinzelt erheben sich Stimmen des Zweifels. Friss oder stirb!
Die Medien verdienen Respekt für die Übernahme der Rolle des Verräters.
Ein Judas für den Zuschauer, ein guter Diener für den Strippenzieher. Und Paris hat die Bombe…
Gute Nacht, Europa!
Legst mit gespreizten Beinen und wippendem Busen deinen Keuschheitsgürtel um.
Wer also, wer ist hier der Schatten unter dem Bett, vor dem die Müden zittern? Wer schürt gezielt Angst und Hass, um mit Engelsmiene Isolation und Destruktion in der Ferne und fette Mägen und Fügsamkeit in der Herde zu erzeugen?
Etwa der Hund, voller Freude und Aussicht auf Belohnung, oder aber vielmehr der Schäfer selbst?
Da liegt es nun, das Lamm, blutüberströmt, allein in der Menge, nicht länger ein Individuum, nur noch ein Symbol –
eine Botschaft des systematischen Chaos der humanen Selbstzerstörung.

 

Ohne Titel (2015)

Wer hat denn beschlossen der Mensch müsse, um seiner selbst Willen, Vorsicht walten lassen?
Schütze dich vor der Grausamkeit. Habe Angst! Sei misstrauisch anderen gegenüber, dir selbst.
Und denke daran: Alle Menschen sind schlecht!
Keiner agiert aus Liebe zum Leben, aus Liebe zur Liebe. Egoisten soweit das Auge reicht.
Drum verstecke dich. Lerne das Spiel mit den Masken. Fassade. Intrigen. Alles dem Selbstschutz geschuldet.
Authentizität. Wahrhaftigkeit. Die Rarität unserer Gesellschaft.
Lebendigkeit. Das Wort der Stunde.
Am nächsten Tag dann: Ablehnung, Unverständnis.
Wer appelliert schon noch an die Toleranz und die Vielfältigkeit?
Sei ein Individuum, aber bitte nur im abgesteckten Rahmen. Halte dich an die Vorgaben!
Fühle dich wohl! Sei ganz du selbst, aber sei gefasst auf den nächsten Dolchstoß, denn der kommt bestimmt.

 

Trockendock (2015)

Anwesenheit und Form sind unverändert. Rein äußerlich kann ich keine Veränderung erkennen.
Du bist da und doch gestört in deinem Dasein. Die Bestimmung deiner Existenz bleibt unerfüllt.
Liegst wie ein Schiff im Hafen zwischen all den anderen. Wartest auf die Flut.
Hohle Phrasen begleiten als Geschnatter dein lebloses Dasein. Ohne Bewegung stehst du entrückt im Wind der Zeit.
Zum Eigenantrieb scheint dir die Kraft zu fehlen oder die Möglichkeit. Kannst nicht selbstbestimmt leben.
Welch wunderbares Gefühl, auf leichtem Fuß, den beinah unberührten Grund zu spüren.
So wandle ich inmitten allem Anderen und spüre die Einheit des Seins.

 

Außenvor und mittendrin (2015)

Leise Laute des Entzückens entfleuchen mir. Wundere mich, woher sie wohl kommen.
Alles in mir sträubt sich gegen diese Heuchelei. Soviel sei gesagt zu selektiver Wahrnehmung.
Wie kann denn eine Stimme des öden Reichtums, voller Bescheidenheit, tausend Herzen beflügeln.
Die Logik des Tiefgangs bleibt mir verschlossen. Verlasse diesen Ort, denn ich finde hier nichts.

 

Begegnung (2015)

Lange Schatten der Finsternis ziehen auf. Ihre dunklen Finger berühren mich.
Oh du einstige Düsternis, mein alter Freund, wie ich dich begrüße, mich deiner Leere hingebe und deinen süßen Schmerz koste.
Das Wissen um das Licht, die Kenntnis des Facettenreichtums, schenkt Leben und macht mich stark.
Wäre ich doch ohne dich nicht der Mensch, der nach langem Weg zur Einheit herangewachsen ist.

 

Feierabend (2015)

Verraucht ist der Kerzen Licht. Ich sitze allein in der Küche, lese Gedichte und lausche dem Ticken der Uhr. Nach langem Tag komme ich zur Ruhe.
Das Murmeln der inneren und äußeren Stimmen nimmt seinen Lauf. Es begleitet mich in stillen Momenten. Wieder einmal frage ich mich, was die fremd Vertrauten wohl denken.
Sie lachen ob meines schlechten Reimes. Und wieder die Uhr in eiligem Tempo. Ein Ende kennt sie wohl keines.